Kirchenumgestaltung

Vor jeder größeren Umgestaltung einer Kirche sollte eine wissenschaftliche Inventarisation durchgeführt werden. Die dabei gesammelten Daten und gewonnenen Forschungsergebnisse sind Ausgangspunkt für weiterführende Diskussionen. Sie bilden die Grundlage, auf der entschieden werden kann, wie mit dem vorhandenen Bestand künftig umzugehen ist. Wie im Beispiel der Erlöserkirche Gerolzhofen, die bis 2012 grundlegend neu gestaltet wurde, dient die Inventarisation gleichzeitig der Dokumentation des Vorzustands eines Gestaltungsprozesses.

Inventarisation als Dokumentation

Die Erlöserkirche in Gerolzhofen ist ein kleiner, im sogenannten Heimatstil errichteter Feldsteinbau, der 1923 eingeweiht wurde. 1962 erfolgte auf der Nordseite der Kirche der Anbau eines Gemeindehauses, das nun nach knapp 50 Jahren baufällig geworden war. Dies und die wachsende Zahl der Gemeindeglieder waren Anlass, ein neues Gemeindezentrum zu errichten und gleichzeitig den Kirchenraum grundlegend umzugestalten.

Bis dahin war die Erlöserkirche ein nach Osten gerichteter Saal mit einem dreiseitigen, durch einen Bogen abgeteilten Chorraum. Darin stand um eine Stufe erhöht der gemauerte Altartisch mit einem Retabel in Gestalt einer Rückwand (1984), auf der die ungefassten Schnizfiguren einer Kreuzigungsgruppe (1923) montiert waren. Auf der Evangelienseite war die steinerne Taufe platziert, am südlichen Chorbogen die hölzerne Kanzel, beide bauzeitlich und im barockisierenden Stil. Die beiden fest installierten Bankreihen im Kirchenschiff waren auf den Chor ausgerichtet und ließen nur einen begrenzten Raum für die liturgische Feier, für Abendmahl und Taufe.

Das auf der Nordseite neu errichtete Gemeindezentrum öffnet sich über ein Foyer zur Kirche hin und schafft eine lichte Weite mit einer fließenden, fast spielerischen Verbindung zwischen den alten und neuen Raumformen. Dementsprechend wurde der Kirchenraum neu nach Süden ausgerichtet und dafür neue Prinzipalstücke zur sichtbaren Orientierung entworfen. Die alten, fest verorteten Prinzipalia wären dem neuen Kirchenraum nicht gerecht geworden und mussten weichen. Christian Hörl, der als Sieger aus einem Künstlerwettbewerb hervorging, schuf Altar, Taufstein, Ambo und Osterleuchter als zeitgemäßes Ensemble aus Eiche und Messing, außerdem zwei hohe Glasstelen und ein schlichtes, rückseitig vergoldetes Wandkreuz aus Plexiglas. Mit neuer Einzelbestuhlung ist der nun quer gelagerte, zum Gemeindezentrum sich öffnende Kirchenraum flexibel nutzbar, beides ideale Orte für ein lebendiges Gemeindeleben.