Die Darstellung des Todes tritt in vielfältigen Ausdrucksformen in Kunst, Literatur und Musik auf. Am intensivsten und vielleicht am häufigsten in Verbindung mit dem Tanz. Eindringlich ist dabei die Gegenüberstellung der wohl lebendigsten Metapher menschlichen Lebens, des Tanzes, mit der starren Stille des Todes.
Die Zeichnungen
Die in die Moritzkirche eingestellten Bilder sind aus der Reihe der Totentanzmotive ab 2006 bis heute entstanden – eine Auswahl aus unzähligen Blättern in unterschiedlichsten Formaten. Es ist kein durchgängig thematischer Zyklus, so wie man ihn aus den mittelalterlichen Totentänzen kennt, vielmehr sind es Variationen des Todes in Gegenüberstellung mit nicht näher gekennzeichneten Menschen. Georg Bernhard ist ein Meister der Linie mit feinstem künstlerischem Gespür. Sein Totentanz ist nie plakativ. Er ist berührend, manchmal zärtlich, sogar tröstend. Beinahe lädt der Tod ein, sich mit ihm anzufreunden. Georg Bernhards Bild von den letzten Dingen ist von hoher Anmutung und tiefem Mitgefühl. In allen Blättern kommt zwar die gnadenlose Haltung des Todes, seine beinharten Finger, sein perfide anbiederndes Spiel zum Ausdruck: Und dennoch mag man in den Bewegungen der Gerippe eine Sanftheit, ein zärtliche, manchmal erotische Annäherung erkennen, die einer Aufforderung zum Tanze gleicht.
Das Mobile
Titus Bernhard, der Sohn des Künstlers, hat in Zusammenarbeit mit Udo Rutschmann versucht, das Motiv des leichten, federnden Tanzes auch in der Präsentation der Bilder darzustellen. Vielleicht auch hier, um dem Tod seinen Schrecken zu nehmen. Die Blätter selbst tanzen, bewegen sich leicht im Luftraum der Moritzkirche und man selbst bleibt nicht stehen, sondern versucht, die Rückseiten der Blätter zu sehen, ihrem Tanz zu folgen und den Raum um sie zu erkunden. So suggeriert das Mobile in gewisser Weise ein „Perpetuum Mobile“ – einen ewig andauernden Tanz.
Die Videoinstallation
Stefanie Sixt hat die Bilder aufgenommen, invertiert, umgedreht, die schwarzbraunen Linien erscheinen nun in hellem Weiß auf schwarzem Grund. Die Linien beginnen aufzuscheinen. Die Umrisse der Figuren und die Gebeine der Gerippe leuchten und beginnen an Intensität zu gewinnen. Man nimmt wahr, dass die Figuren sich bewegen, sich wiegen im Rhythmus einer nicht hörbaren Melodie. Leben und Tod treten miteinander in Interaktion, reagieren aufeinander. Teils sind sie sich nahe oder bestaunen einander, teils ringen sie sanft um den Raum. Gebannt scheint der Tod dem Leben gegenüber zu stehen. Diese Art der Präsentation ist der Versuch, die in den Blättern ablesbaren Durchdringungen des Lebens mit dem Tod auf eine zeitgemäße Art und Weise räumlich zum Ausdruck zu bringen.