Das erste Kolumbarium der bayerischen Landeskirche in einer weiterhin gottesdienstlich genutzten Kirche wurde Ende 2019 in Schwabach bei Nürnberg eröffnet. Die Urnengrabstätte befindet sich im Turm der kunsthistorisch bedeutsamen Stadtkirche St. Johannes der Täufer und St. Martin, die Anfang des 15. Jahrhunderts erbaut und zwischen 2010 und 2015 umfassend saniert wurde.
Das Münchner Künstlerduo „Empfangshalle“ (Corbinian Böhm und Michael Gruber) gewann 2017 den für das Kolumbarium ausgelobten Künstlerwettbewerb. Die beiden Bildhauer realisierten den räumlich herausfordernden Auftrag mit dem Studio Tessin, München. Ort des Kolumbariums ist der im Westen des Nordschiffs gelegene etwa zehn Meter hohe Turmraum mit seinem hohen, spitzbogigen Zugang und den meterdicken Mauern. Während dieser Raum lange als dunkler Lagerraum diente, ist er heute von warmem Licht erfüllt und schon vom historischen Taufstein im Osten zu sehen. So sind Taufe und Bestattung, Beginn und Ende des Lebens optisch miteinander in Beziehung gesetzt. Die als wabenartige Zellkonstruktion angelegte Urnenwand aus hell gekalkten Eichenbohlen umschließt den quadratischen Raum bis auf zweieinhalb Meter Höhe. Jedes Fach hat eine eigene, individuell gestaltete Form. Gemeinsam ergeben die rund 100 Fächer eine einheitliche Struktur, die von hinten beleuchtet ist. Da die Waben keine Rückwand haben, werden die Urnen bei der Trauerfeier ins Licht gestellt. Auch nach der Schließung der Wabe bleibt die Urne von Licht umhüllt. Ist ein Urnenfach verschlossen, dringt das Licht durch dessen Umrissfugen, sodass die Wabe zu schweben scheint. „Das künstlerische Konzept“, so das Duo „Empfangshalle“, „stellt den Tod als Teil des Lebens dar, indem das Organische, das Vergängliche, eine Symbiose mit der immateriellen Ewigkeit des Lichts eingeht.“